Ist
Zeit eine Illusion? Physiker entdecken die Zeitlosigkeit.
Nachdem
Albert Einstein schon vor fünfzig Jahren deutlich machte,
dass nach seiner Überzeugung als Physiker Zeit nur
eine Illusion sei, scheint sich diese Erkenntnis einem Bericht
des Wissenschaftsjournals „bild der wissenschaften“ zufolge
(Heft 1 / 2008) jetzt zunehmenden auch bei den heutigen
Physikern durchzusetzen. Bislang wurde Einsteins Zeitillusion
von den meisten Physikern nur als ein mentaler Ausrutscher
des Meisters angesehen. Das ist um so erstaunlicher, als
es sich hierbei um eine direkte Konsequenz der speziellen
Relativitätstheorie handelt. Auszug aus „bild der wissenschaften“:
„...Dieser Fluss der Zeit ist uns sehr vertraut und
zugleich äußerst rätselhaft – aber trotzdem
wohl eine blanke Illusion. Denn immer mehr Physiker und
Philosophen kommen zu dem Schluss, dass es die Zeit objektiv
überhaupt nicht gibt."
Der
Grund ist in der Tatsache zu suchen, dass es in der Relativitätstheorie
Einsteins keine Gleichzeitigkeit gibt. Zeit hängt vom
Bewegungssystem oder von der Stärke des Gravitationsfeldes
ab. Das ist nicht nur Theorie, sondern wird durch die Praxis
bestätigt (im Buch wurde bei der Erklärung der
Relativitätstheorie bereits darüber gesprochen,
z. B. GPS-Navigationssystem).„bild der wissenschaften“ zitiert
den namhaften Physiker Roger Penrose, der darauf hingewiesen
hat, dass zwei Menschen, die sich mit extrem unterschiedlichen
Geschwindigkeiten auf der Straße begegnen, völlig
verschiedene „Gegenwarten“ besitzen können. Zitat:
„Der eine, der sich in Richtung Andromedanebel bewegt,
lebt zum Beispiel in einer Zeit, in der dort über eine
Invasion beraten wird. Und der andere, obwohl er gerade
am selben Ort ist, lebt dagegen in einer Zeit, in der sich
die feindlichen Raumschiffe bereits auf den Weg gemacht
haben.“
In
diesem Gedankenexperiment leben beide Personen praktisch
in verschiedenen Welten. Das stellt die Existenz als solche
in Frage. Der Mathematiker Kurt Gödel kam daraufhin
zu dem Schluss, dass Zeit eine Illusion sein muss.
Wir
erleben die Welt normalerweise als dreidimensional. Der
Relativitätstheorie zufolge ist sie jedoch vierdimensional.
„bild der wissenschaften“ zitiert den Philosophen und Physiker
Vesselin Petkov: „Wenn die Welt dreidimensional wäre,
dann wären die Konsequenzen der speziellen Relativitätstheorie
und die Experimente, die sie bestätigen, unmöglich.
Physikalische Objekte sind in der Zeit ausgedehnt, was bedeutet,
dass sie vierdimensional sind.“
Mir
der vierten Dimension ist die Zeit gemeint. Wir haben uns
an die Vierdimensionalität noch nicht gewöhnt,
obwohl wir ständig in ihr leben. Unsere Wahrnehmung
wird nach wie vor von der dreidimensionalen Körperwelt
beherrscht. Wir schneiden die einzelnen Objekte sozusagen
aus ihrem dynamischen Geschehen heraus und versuchen, sie
in dem jeweiligen Moment einzufrieren. So sehen wir eine
Uhr nur als statisches Objekt. Eine intakte Uhr ist aber
immer die Summe aller Zeigerstellungen. Alle Zeigerstellungen
können sich aber nur in der Zeit manifestieren. Eine
korrekte Beschreibung der Uhr muss deswegen den zeitlichen
Prozess einbeziehen. Für eine Uhr, die 24 Stunden läuft,
hätte also die vierte Dimension die zeitliche Größe
von 24 Stunden. Die Uhr als dreidimensionales Objekt erhält
mit der Zeit (in diesem Fall 24 Stunden) als vierte Dimension
ihre vollständige Beschreibung.
Um
das verständlich zu machen nehmen wir eine einfache
Kiste. Jede Seite der Kiste bildet für sich eine Fläche.
Es kann aber keine Fläche ohne einen dreidimensionalen
Körper geben. Selbst das dünnste Blatt Papier
hat eine minimale Stärke. Mit anderen Worten: In unserer
Welt gibt es nichts Zweidimensionales ohne einen dreidimensionalen
Körper. Die Fläche bleibt also immer nur eine
unvollständige Beschreibung der Realität, eine
mentale Hilfskonstruktion, die für sich alleine nicht
existiert. Genauso kann es keinen dreidimensionalen Körper
geben, der sich nicht mit der Zeit – der vierten Dimension
– verändert. So bleibt die laufende Uhr ohne die sich
ständig verändernden Zeigerstellungen nur eine
mentale Hilfskonstruktion. In ihrer Ganzheit muss sie als
etwas sich in der Zeit Bewegendes betrachtet werden.
Es
gibt kein Objekt ohne ein Vorher und ein Nachher. Das vierdimensionale
Raum-Zeit-Objekt setz sich also aus mehreren Objekten
zusammen: das Objekt vorher, das Objekt jetzt und das Objekt
nachher.
Die
Physiker bezeichnen die vierdimensionale Welt als Block-Universum
der Raumzeit. In dieser Welt fließt keine Zeit mehr.
Alles ist auf einmal da. Der philosophische Begriff dafür
lautet: Eternalismus. Zitat „bild der wissenschaften“: „Dieses
Block-Universum der Raumzeit ist quasi zeitlos oder ewig.
..... Im Eternalismus sind alle Zeitpunkte und ihre Bezugssysteme
gleich wirklich. Die Zeit ist eine reale vierte Dimension
analog den drei Raumdimensionen.“
Es
bleibt nun noch die Frage, wieso wir trotzdem eine fließende
Zeit erleben. Das dürfte daran liegen, dass unser Gehirn
durch seine physikalische Beschränktheit immer nur
Momentaufnahmen herstellen kann, die wir dann anschließend
zu einem Ganzen zusammensetzen. Diese Momentaufnahmen erscheinen
uns wie vorbeifließende Bilder. Ähnlich wie bei
einem Zelluloidfilm, auf dem schon alle Bilder da sind.
Erst durch das Abspielen des Filmes entsteht der Eindruck
von fließender Zeit, obwohl das Filmmaterial selbst
zeitlos ist.
Das
zeitfreie Zeit-Kontinuum
Zwillingsparadoxon
- Auch Physiker können irren
Was
bedeutet Existenz?